Die Revolution in der Weinwelt

Der Ursprung der Super Tuscans: Ein Akt der Rebellion
Die Entstehung der Super Tuscans ist untrennbar mit der Unzufriedenheit einiger toskanischer Winzer mit den strengen DOC-Regeln (Denominazione di Origine Controllata) der 1960er und 1970er Jahre verbunden. Diese Vorschriften schrieben vor, welche Rebsorten in bestimmten Anbaugebieten verwendet werden durften, wie hoch der Anteil von Sangiovese im Chianti sein musste und welche Weinbereitungstechniken erlaubt waren.
Für viele ambitionierte Winzer waren diese Regeln zu restriktiv und verhinderten die Herstellung von Weinen auf höchstem internationalen Niveau. Vor allem der damals vorgeschriebene hohe Anteil an weißen Trauben im Chianti (Trebbiano und Malvasia) minderte aus Sicht der Innovatoren die Qualität.
Die Pioniere: Sassicaia, Tignanello & Co.
Der erste Super Tuscan, der Geschichte schrieb, war der legendäre Sassicaia. Er wurde ab Ende der 1960er Jahre von Marchese Mario Incisa della Rocchetta auf dem Weingut Tenuta San Guido in Bolgheri produziert. Statt auf Sangiovese setzte er auf Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc – Rebsorten, die man in Bordeaux, aber nicht in der Toskana erwartete. Der Sassicaia reifte in kleinen französischen Barriques und beeindruckte durch seine Komplexität, Struktur und Eleganz.
Kurz darauf folgte Tignanello, kreiert von Piero Antinori. Er kombinierte Sangiovese mit Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc, verzichtete auf die weißen Rebsorten und reifte den Wein ebenfalls in Barriques. Später kamen weitere Ikonen wie Solaia, Ornellaia oder Masseto dazu.
Super Tuscans und der internationale Durchbruch
Trotz fehlender DOC-Anerkennung – viele dieser Weine wurden anfangs als „Vino da Tavola“, also als einfacher Tafelwein deklariert – begeisterten sie Kritiker und Weinliebhaber weltweit. Die Weine erhielten sensationelle Bewertungen von Weingurus wie Robert Parker und sorgten auf Auktionen und in der Gastronomie für Furore.
Durch diesen internationalen Erfolg übte die Super-Tuscan-Bewegung Druck auf das italienische Weinsystem aus. In den 1990er Jahren wurden viele Regeln angepasst, neue DOC- und DOCG-Gebiete geschaffen (z. B. Bolgheri DOC), um den Erfolg dieser Weine auch offiziell zu würdigen.
Was macht einen Super Tuscan heute aus?
Der Begriff „Super Tuscan“ ist nicht gesetzlich definiert, sondern eher ein Marketing- und Qualitätsbegriff. Charakteristisch ist meist:
• der Einsatz internationaler Rebsorten (Cabernet Sauvignon, Merlot, Syrah),
• oder die freie Kombination mit Sangiovese,
• der Ausbau in kleinen Eichenfässern (Barriques),
• und eine hohe Qualität, die oft über der DOCG-Norm liegt.
Super Tuscans sind keine einheitliche Stilrichtung, sondern spiegeln die Kreativität der Winzer wider, die sich nicht mehr von Regeln einschränken lassen wollten.
Die Super Tuscans haben die Toskana und das gesamte italienische Weinsystem verändert. Sie haben gezeigt, dass Qualität über Bürokratie siegt, dass Tradition und Innovation sich nicht ausschließen und dass italienischer Wein international ganz vorne mitspielen kann. Heute sind sie feste Größen auf den Weinkarten der besten Restaurants der Welt – und für viele Weinliebhaber der Inbegriff von Charakter, Eleganz und toskanischer Leidenschaft.
Erhältlich in unserem Feinkost-Onlineshop oder direkt in unseren Märkten für anspruchsvolle Genießer.